Internet-Cookies

Einführungsmethoden für den Unterricht


Warum sind „kostenlose“ Dienste im Internet nicht kostenlos? Wie sammeln Unternehmen eigentlich unsere Daten? Wie hinterlasse ich beim Surfen eine Datenspur?

Damit Schüler:innen verstehen wie „das Internet“ funktioniert und Kompetenzen in der verantwortungsvollen Nutzung der unzähligen Onlineangebote und -anwendungen aufbauen können, ist das Thema Cookies von entscheidender Bedeutung.

Wie Cookies aber funktionieren, ist leider auch vielen Erwachsenen nicht immer bewusst. Beim Aufploppen der Cookiebanner auf „Akzeptieren“ oder „Ablehnen“ klicken zu können, heißt noch lange nicht zu verstehen, was da im eigenen Browser eigentlich so vor sich geht. Daher sollte das Thema schon möglichst früh in der Schule behandelt werden.

Im Folgenden beschreibe ich zwei unterschiedliche Einführungsmethoden, die ich für eine sechste Klasse Grundschule und für eine Klasse mit Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ entworfen habe.

Aber zunächst: Was machen Cookies eigentlich?

Cookies sind kleine Dateien, die von besuchten Webseiten oder auch Applikationen auf dem Computer oder Handy gespeichert werden. Funktionale Cookies stellen sicher, dass die Webseite überhaupt benutzt werden kann. Analysecookies helfen den Seitenbetreibern, die Nutzung der Dienste ihrer Seite zu analysieren. Marketingcookies sammeln Daten über das Surfverhalten des Nutzers / der Nutzerin, um ihnen z.B. personalisierte Werbung anzeigen zu können. Das hört sich erstmal gar nicht schlimm an. Jedoch sammeln Cookies mehr Daten über uns als uns lieb wäre. So können ganze Personenprofile erstellt werden, indem Cookiedaten mit verschiedenen Metadaten verknüpft werden wie dem Standort, der Uhrzeit, dem verwendeten W-LAN-Netz und so weiter. Und oft sind die Cookiebanner so aufgebaut, dass es einem nicht leicht gemacht wird, zu erkennen, welchen Funktionen man hier eigentlich zustimmen soll und welche man ablehnt.

Die Beschäftigung mit Cookies kann sehr schnell sehr theoretisch und abstrakt werden. Und gerade in der Grundschule oder im GE-Bereich muss es einen Zugang zum Thema geben, den sich die Schüler:innen selbst erarbeiten können.

Methode 1 (Grundschulklasse): Die Verkaufsshow

Die Schüler:innen erhielten die Aufgabe, verschiedenen Lehrer:innen etwas „verkaufen“ zu müssen. Die betreffenden Lehrkräfte erklärten sich dazu bereit an der Show gemeinsam teilzunehmen. So suchten sich die Kinder im Internet je ein Produkt, das sie dann im Rollenspiel als Verkäufer:innen der gelosten Lehrperson andrehen sollten. Diese war angehalten, möglichst realistisch ihre Kaufentscheidung zu treffen. Die Schüler:innen konnten selbst einen Preis festlegen oder den Internetpreis übernehmen. Es kam aber auf das Verkaufsgespräch an, das einfach auch ein Riesenspaß für alle Anwesenden war. Applaus und Jubel gab es bei jedem erfolgreichen Verkauf.

Wie zu erwarten war, hatten einige Schüler:innen ihr Produkt nicht verkaufen können. In Gruppenarbeit sollten diese anschließend analysieren, woran es gelegen haben könnte, dass einige ihr Produkt losgeworden sind und andere nicht. Über die Ergebnisse dieser Analysen wurde dann gesprochen.
Schnell kristallisierte sich heraus, dass diejenigen, die etwas Persönliches über die Lehrkraft wussten oder etwas über deren Vorlieben oder Hobbies, erfolgreicher waren als diejenigen, die sich einfach irgendein Produkt ausgesucht hatten, das sie vielleicht selbst gut fanden. Die Lehrer:innen stellten sich Stichprobenfragen, damit die Kinder erfahren konnten, warum diverse Produkte abgelehnt wurden.

So fand die Klasse heraus, dass eine Produktauswahl gezielter getroffen werden kann je mehr über die Kundschaft gewusst wird. Und desto erfolgreicher sind auch die Verkäufe. Sprich: Je mehr Daten ich über Menschen sammle, desto mehr Geld kann ich durch gezielte Verkäufe machen.

Unternehmen haben also ein nachvollziehbares Interesse daran, möglichst viel über ihre Kundschaft herauszufinden.

Im weiteren Schritt kamen dann die eigentlichen Cookies ins Spiel. Wir warfen einen Blick in den Cookiespeicher den Klassenrechners. Dort waren Cookies zu finden, die sich bereits seit mehreren Jahren gemütlich eingenistet haben, das Surfverhalten analysierten und an ihre jeweiligen Firmen weitergaben. Wir löschten die Liste, und surften eine Runde durch das Netz. Als wir wieder einen Blick dort hinein warfen, war die Liste wieder voll mit Cookies.

Die Schüler:innen lernten auch, dass jeder Browser einen „sicheren“, „Inkognito-„ oder anderweitig benannten Modus besitzt, in dem Cookies nur temporär gespeichert werden.

Am Wichtigsten war aber die Erkenntnis, dass niemand unbeobachtet im Internet surft.

(Die Verkaufsshow kann selbstverständlich auch unter den Schülerinnen durchgeführt werden. Dort ist es aber sehr viel wahrscheinlicher, dass es weniger erfolglose Verkaufsgespräche geben wird, weil sie sich bereits viel besser gegenseitig kennen.)

Methode 2 (GE-Klasse): Der Schulrundgang

Wie kann das komplexe Thema aber noch weiter eingedampft werden, dass auch Schüler:innen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ein Bild davon entwickeln können, was Cookies machen und speichern?

Zu diesem Zweck bin ich mit einer GE-Klasse in der Schule spazieren gegangen. In der Tasche: kleine Zettel mit je einem Keksbild auf der einen Seite und einer freien, beschreibbaren Rückseite. Die Schüler:innen durften entscheiden, wo sie gerne hinmochten. So wurde dem Hausmeister „Hallo“ gesagt, die Sekretärin besucht und einen Blick in unbesetzte Fachräume geworfen.

Sobald sie aber einen bestimmten Ort betraten, erhielten sie von mir einen „Cookie“ in die Hand gedrückt, auf dessen Rückseite der Name des Ortes notiert war.

Zurück in der Klasse sollte ein Betreuer, der nicht mit uns die Runde gedreht hatte, erraten, wo die Schüler:innen überall gewesen sind, was ihm selbstverständlich nicht möglich war. Dann durfte er aber die Cookie-Zettel der Schüler:innen einsehen und konnte so genau sagen, welche Orte sie besucht hatten.

Cookies habe ich in diesem Fall als „Wegmarkierungen“ vermittelt, die „das Internet“ sammelt. So könnte „wer auch immer“ genau verfolgen, welche Seiten die Schüler:innen besuchen. Den wirtschaftlichen Aspekt und die Bedeutung von persönlichen Daten ließ ich für die GE-Klasse beiseite. Doch auch hier haben wir schließlich einen Blick in die Cookieliste (in die Wegmarkierungen) des Browsers auf dem Klassenrechner geworfen.