Daniel G. Stephan

Lehrer für Kunst & Musik an der Toulouse-Lautrec-Schule in Berlin, Schwerpunkte: popkulturbasierte Medienbildung und Sonderpädagogik.


Background

Ich wollte immer wie Jim Kirk sein. Musste aber feststellen, dass mehr Picard in mir steckt. Was das genau heißt, kann man in drei Staffeln Star Trek TOS, sieben Staffeln TNG und in diversen Spielfilmen herausfinden. Doch bevor Sie in den Weltraum aufbrechen, biete ich noch einige erläuternde Worte darüber, was und wen Sie hier eigentlich vorfinden – jenseits von popkulturellen Analogien.

Ich habe mich bisher mit so einigem beschäftigt und das in ziemlich unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern.

Was also mach(t)e ich?

Wissen, Gedanken und Beobachtungen zu vermitteln war schon seit Beginn meines beruflichen Werdegangs ein Teil von mir. Dass ich aber schließlich Lehrer werden würde, hätte ich nie gedacht.

Als diplomierter Schnittmeister (heißt: Filmeditor) der Filmhochschule „Konrad Wolf“ editierte ich zahlreiche Formate vom Musikvideo bis zum Kinospielfilm und setzte mich auch auf theoretischer Ebene mit dieser Kunst auseinander.

Über 20 Jahre lang engagierte ich mich als Medienpädagoge in der Förderung der Medienkompetenz an Schulen und leitete dort praktische, theoretische und künstlerische Projekte. Mein Zielpublikum waren dabei Kinder und Jugendliche mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung, Lernen und körperlich-motorische Entwicklung. Aber auch an Schulen ohne sonderpädagogischen Fokus war ich tätig.

Irgendwann hatte ich eine Zeit lang Kommunikationsdesign studiert. Doch eigentlich wollte ich immer zum Film, und schließlich habe ich das Studium abgebrochen (Das Leben ist zu jeder Zeit ein Erkenntnisprozess). Die Gestaltung von Foto- und Grafikarbeiten jedoch blieb. Sie hielt mich vor allem in den Anfangsjahren als Freiberufler finanziell am Laufen und ist mit den Jahren zu einer willkommenen Abwechslung in meinem Berufsleben geworden.

Den Funken für mein soziologisches Interesse hat seinerzeit Bernd Ternes entfacht, dessen Seminar in besagter Zeit des Designstudiums (an der Berliner Technischen Kunstschule, die jetzt UE heißt) mitunter das Spannendste war, was ich in meiner Studentenlaufbahn erlebt habe.

Einmal an Gesellschaftswissenschaften Blut geleckt, führten sie mich zu einer andauernden Auseinandersetzung mit Niklas Luhmanns Theorie Sozialer Systeme. Wenn es etwas gibt, das ich als „mind-blowing“ bezeichnen würde, dann Luhmanns Beobachtung unserer Gesellschaft (… und die Tanzchoreografie von Michael Jacksons „Smooth Criminal“. Da explodiert mir auch der Kopf.)

Seitdem gehen künstlerisches Schaffen, die theoretische Reflexion und die didaktische Vermittlung Hand in Hand mit wechselseitiger Neugierde und Befruchtung.

Ich bin sehr glücklich darüber, diese Symbiose zwischen Forschung und Praxis als Grundlage auch für meinen Lehrauftrag an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin nutzen zu können. Ferner empfinde ich es als ein Geschenk des Lebens, dass ich zusammen mit Ulf Kadritzke lehren durfte. Sein wohlwollender wie auch sorgenvoller und kritischer Blick auf die Gesellschaft prägte meine Sicht vor allem beim Thema der sozialen Gerechtigkeit.

Überhaupt hatte ich in meinem Leben eine Handvoll unfassbar toller Menschen, die mir in verschiedenen Lebensabschnitten und -bereichen geholfen haben, meinen Weg zu finden. Daher ist es mir ein Bedürfnis hier folgende Personen zu erwähnen:

Herbert Zander, Frau Behm, Frau Brandt, Harald Schulze, Sabine Raband, Jürgen Macpolowski, Elisabeth Uhl, Detlef Fluch, Pfr. Jürgen Peukert, Uta Eling, Tristan Straub

Was noch? Ich habe jahrelang in verschiedenen Kinos gearbeitet (der Delphi Filmpalast sei hier liebevoll erwähnt).
Die magische Atmosphäre von Filmtheatern, die Welten hinter der Leinwand, die Gespräche mit dem Publikum sind allesamt wundervolle Erinnerungen an eine Zeit, in der ich die Kinowelt aus dem Projektionsraum, hinter dem Tresen und am Eingang zum Saal erleben durfte.

Als Fachhändler für grafische Literatur habe ich Comicliebhaber*innen im Comicshop Modern Graphics beraten. Von 2019 bis 2021 leitete ich obendrein die Filiale im Prenzlauer Berg. Man findet mich dort ab und an immer noch vor, denn die Welt der Comics, die als sequenzielle Kunst eng verwand mit der Filmwelt ist, wird mich immer in ihren Bann ziehen.

Filme, Comics & Genreliteratur sind für mich im Bildungszusammenhang Tools, die einen Zugang zu allen denkbaren Lebens- und Unterrichtsthemen erlauben. Erzählungen der Popkultur können Brücken zu komplexen Zusammenhängen bauen, Lehrgrundlage und Reibungspunkte sein.

Es sind Erzählungen, die uns verändern. Und wir verändern die Welt.

(…)
Wake up, all the teachers
Time to teach a new way
Maybe then they’ll listen
To what you have to say
′Cause they’re the ones who’s coming up
And the world is in their hands
When you teach the children
Teach ′em the very best you can

(…)

Aus „Wake up everybody“ von Harold Melvin & The Blue Notes, 1975, Label: Philadelphia International

Hier noch eine Auswahl an obligatorisch-tabellarischen Eckpunkten meines Lebens:

/// STUDIUM
seit 2022berufsbegleitendes Studium Sonderpädagogik
Institut zur Weiterqualifizierung im Bildungsbereich der Universität Potsdam (WiB e.V.)
2006-2012Studium Filmmontage
HFF „Konrad Wolf“
2004-2005Studium Kommunikationsdesign
Berliner Technische Kunstschule
/// VORTRÄGE / PANELDISKUSSIONEN
Juli 2017  | PotsdamMontageforum der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg
Titel: Über die Montage von „Rückenwind von vorn“
März 2016 | BerlinungeSCHNITTen – Gespräche mit Filmeditoren (BFS/VDFK)
Titel: Sprechen über Filmmontage
Okt 2015 | KölnFilm+ Forum für Filmschnitt und Montagekunst
Titel: Montage – Denken – Lernen
Nov 2011  | PotsdamMontageforum der HFF „Konrad Wolf“
Titel: Montage, Artikulation & System
Sept  2011 |  PotsdamTagung „Screening Sender“ der DG PuK
Titel: Montage und Sender – Selbstbeobachtung
Nov 2010  | KölnFilm+ Forum für Filmschnitt & Montagekunst
Titel: (De)montierte Rollenbilder
Mai 2010  |  BerlinJugendmedienfestival Berlin
Titel: Montage zocken! Nonlinearität von Montagekunst und Videospiel
Jan 2003  | BerlinTagung „Ein Bilderbogen Leben“ Ev. FH Berlin
Titel: Filmen mit geistig behinderten SchülerInnen
Dez 2002  | BerlinHumboldt Universität Abt. Geistigbehindertenpädagogik
Titel: Projektarbeit mit geistig behinderten am Beispiel des Projektes „TRES“
/// LEHRE
Seit 2021Toulouse-Lautrec-Schule
Lehrer für Kunst, Musik, Medien / Schwerpunkt Sonderpädagogik
Davor seit 2006 freiberuflich künstlerische Foto- , Videoprojekte, Medien- und Medienkompetenz-AGs für SchülerInnen mit den Förderschwerpunkten GE und KME, Lehrerfortbildungen, Vertretungslehrer
2012 bis heuteHochschule für Wirtschaft und Recht  |  Studium Generale
Wirtschaft und Gesellschaft in Literatur und Film (Lehrauftrag)
Aug 2003International Film and Acting Camp | Ansung (Süd Korea)
Leitung Cinematography Workshop
März 2002International Film and Video Awards  | Hong Kong
Referent Media Educational Workshop
2001 bis 2021Medienpädagogische Projekte
an diversen Schulen und Medieneinrichtungen in Berlin und Brandenburg
/// PUBLIKATIONEN
„Gender formen“im Tagungsband „Gender – Medien – Screens
UVK Verlag  |   ISBN 978-3867644402
„Unsere Gesellschaft am Rande der Gesellschaft – Gedanken zu De Noorderlingen“
Beitrag im Soziologiemagazin „Plateau“
Eine-Causa-Verlag  |  ISSN 1861-4744
„Begegnungen auf Augenhöhe – Was sehen wir, was sehen andere?“im Buch „Kinder machen Kunst mit Medien“
KOPAED Verlag  |  ISBN 10 3-89861-185-X
„TRES – Ein Film von und mit geistig behinderten SchülerInnen“im Buch „Engagiert für Kultur“
Klartext Verlag  |  ISBN 3-89861-185-X
„Weltensichten – künstlerisches Projekt mit SchülerInnen mit geistigen Behinderungen“im Buch „Dieter Backe Preis  | Methoden und Konzepte medienpädagogischer
Projekte, Handbuch I“
GMK  |  ISBN 3-929685-37-X
„Montagedenken“Autor und Betreiber des Internet-Blogs
Texte über die Montagekunst (zw. 2010 und 2012)
/// AUSZEICHNUNGEN & NOMINIERUNGEN
2018„Rückenwind von vorn“ eröffnet die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ der 68. Berlinale und ist damit gleichzeitig für den Kompass-Perspektive-Preis nominiert.
2016Nominierung zum Schnittpreis in der Kategorie „Spielfilm“
Film Plus Festival für Montagekunst
für den Film „Liebe Mich
2014Best Editing in der Kategorie „feature film“
Tirana International Film Festival
für den Film „Liebe Mich“
2004Besondere Anerkennung
Dieter Baacke Preis
für die medienpädagogische Videoinstallation „Weltensichten“
2003Bronzener Clip
Jugendmedienfestival Berlin
für das medienpädagogische Filmprojekt „TRES“
2002Gruppenpreis des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien
Deutscher Jugendvideopreis
für das Medienpädagogische Filmprojekt „TRES“
1997 Publikumspreis
Berliner Medienfestival für Kinder und Jugendliche
für den Videofilm „Das Portrait“