Helden – Was macht sie aus?

Eine Dokumentation medienpädagogischer Praxis mit Unterrichtsvorschlägen und -materialien

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„Herkules war stets Herkules. Agamemnon und Perseus waren Helden ab dem Zeitpunkt, da sie aus den Betten stiegen, und blieben es auch bis zum Ende eines schlachtenreichen Tages. Superman aber war heimlich jemand anderer. Clark [Kent] war die Seele, das transzendente Element in der Superman-Gleichung. Mit Clark [wurde] dem Leser eine Identifikationsfigur geschenkt: unverstanden, ausgenutzt und respektlos behandelt – trotz seiner offensichtlichen Fähigkeiten als Zeitungsmacher beim Daily Planet.“

(Grant Morrison, Superhelden – Was wir Menschen von Superman, Batman, Wonder Woman & Co. lernen können,
Seite 26, Hannibal Verlag, Höfen 2013)

Heldenfiguren sind in den Medien omnipräsent. Neben den „klassischen“, überlebensgroßen Heldinnen und Helden aus Comics und Comicverfilmungen, die wir sofort vor Augen haben, können aber auch ganz „normale“ und „kleine“ Figuren aus Erzählungen bis hin zu realen Personen aus Reportagen und Berichten zu ihnen zählen (das hängt ganz von der Art und Weise ihrer Darstellung ab). Im Rausch der Unterhaltung docken wir an solchen Figuren an und gleichen unser Leben und unsere Entscheidungen – wenn auch oft unbemerkt – an ihren Handlungen ab. Jede Geschichte ist so gesehen für uns immer ein „Was wäre, wenn … (ich in jener Situation wäre)?

Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Figur ganz offensichtlich heroisiert wird oder auch als sogenannter „Antiheld“ in Erscheinung tritt. Es ist die Entwicklung dieser Figuren, die uns interessiert und fesselt. Und mit Spannung verfolgen wir, wie sie mit den Herausforderungen (des Lebens) umgehen.

Wer tiefer in die Materie und Struktur einer Heldengeschichte einsteigen möchte, dem/der sei die Auseinandersetzung mit Joseph Campbells Analyse der Heldenreise in Geschichten und Mythen der Menschheit empfohlen. Im Internet finden sich bei der Stichwortsuche zahlreiche Zusammenfassungen. Das hier beschriebene Projekt schließt aber dieses Themenfeld nicht mit ein.

WARUM SOLLTE MAN SICH IM SCHULUNTERRICHT
MIT HELDENFIGUREN AUSEINANDERSETZEN?

In meiner eigenen Schulzeit gab es einen einzigen Kontakt mit der Analyse einer solchen Figur. Nicht etwa, wie man es vermuten würde, im Deutschunterricht sondern in Fach Englisch, als unser Lehrer mit uns über Shakespeares Hamlet und seine tragische Heldenrolle sprach.
Allein die Auseinandersetzung mit dieser Figur, ihrer Zerrissenheit und ihrem Durst nach Rache faszinierte mich. Jedoch war „Hamlet“ Lichtjahre von meinem tatsächlichen (medialen) Leben entfernt.
Mut, Stärke und Macht waren typische Eigenschaften, die ich – und dem Großteil der Kinder und Jugendlichen heutzutage geht es nicht anders – oftmals mit dem Heldenbegriff in Verbindung gebracht habe. Dabei waren auch damals schon Figuren vielschichtiger und tiefer gezeichnet, als es solch eine oberflächliche (und oftmals auch falsche) Beschreibung es zu fassen vermochte. Eigentlich eine Steilvorlage für die Auseinandersetzung mit dem Leben und unserer Wahrnehmung von Handlungen. Doch aktuelle Geschichten aus der Popkultur waren damals (wie auch heute) einfach kein fester Bestandteil des schulischen Lehrplans.

Diese doch sehr persönliche und anekdotische Motivation aus meiner eigenen Vergangenheit soll aber nicht als alleinige Rechtfertigung für das Thema herangezogen werden. Es gibt auch gewichtige objektive Gründe aus den Bereichen Pädagogik und Bildung, die für eine solche Integration in den schulischen Unterricht sprechen:

Denn wenn wir das Thema ignorieren, dann verschließen wir die Augen vor dem, was einen Großteil der Lebenszeit von unseren Schülerinnen und Schülern füllt. Neben Familie und Freunden sind es die medialen Figuren, die sie begleiten: Figuren aus Büchern, Film, Fernsehen, Videospiel und auch Sport oder Pop-Musik. Sie alle bieten ihnen eine Orientierung und sind damit auch Vorbilder, eben: Helden. Sie wachsen mit ihnen heran … und werden mit ihnen allein gelassen. Medialen Figuren hängt oft das Wort Unterhaltung an, welches impliziert, dass sie nicht ernstgenommen werden müssen. In den härtesten Fällen aber sind solche Figuren für manche Kinder realer und wichtiger als Personen aus ihrem eigenen Leben.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet stellt sich die Frage: Welche Werte vermitteln Heldenfiguren? Wie bereits erwähnt, werden sie oftmals nur auf ihre bloße Kraft und ihren Mut reduziert. Ergo: „Stark-sein“ bedeutet „Held-sein“.
An genau diesem Punkt kommt der so oft beschworene Begriff Medienkompetenz ins Spiel. Denn geben wir Kindern und Jugendlichen das entsprechende Rüstzeug in die Hand und blicken gemeinsam mit ihnen intensiv hinein in den Zauberkasten der Medien, so können sie (und dies wäre das Ziel der Vermittlung von Kompetenz) fortan jene Erkenntnis auf neue Beobachtungen übertragen und eigenständig erkennend durchs mediale Leben schreiten.

Aus der Bildungsperspektive heraus betrachtet ermöglicht ein Verständnis von Heldenfiguren die Anwendung des Gelernten in jedem späteren beruflichen Bereich, der es erforderlich macht, Geschichten zu entwickeln. Nicht zuletzt – und damit schließt sich der Kreis – in medialen Berufen. Doch das Verstehen von Handlungen und Entscheidungen medialer Figuren wird den späteren Erwachsenen neben dem Beruf auch in ihrem privaten Leben von Nutzen sein, wann immer sie selbst Entscheidungen treffen müssen.

Unabhängig aber von der Berufswahl geht es schließlich und vor allem darum, den konsumierenden, passiven Heranwachsenden durch Bildung einen Weg hin zu aktiven Macher*innen zu ermöglichen.

Die Auseinandersetzung mit Heldenfiguren soll gleichermaßen ihren Unterhaltungswert bewahren und Erkenntnis fördern. Ja, das geht und macht beiden Seiten im Klassenraum Spaß.

Im Folgenden beschreibe ich die Thematik, wie ich sie in einer Projektwoche in einer sechsten Klasse vermittelte. Sie kann aber natürlich auch locker in jeden anderen Unterricht integriert werden, wenn es das Fach zulässt und entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. (Beispiel: Geschichte – Auseinandersetzung mit historischen Figuren, die medial dargestellt werden. Warum betrachtet man eine historische Figur im Nachhinein als Held oder Heldin? Beispiel: Ethik – Wie erkennt man heldenhafte Handlungen. Was für Handlungen geben nur vor, heldenhaft zu sein?

ZIELSETZUNG

Drei Unterrichtsziele sollen im Folgenden erreicht werden:

  • Die intensive und reflektierende Auseinandersetzung der Schülerschaft mit dem Begriff des „Helden“ / der „Heldin“ und der verschiedenen Sichtweisen auf diese/n.
  • Die eigenständige Erarbeitung einer differenzierten Definition des Begriffes von der Klassengemeinschaft jenseits stereotyper Beschreibungen wie „Mut“ oder „Stärke“.
  • Der Erwerb der Fähigkeit, das Gelernte eigenständig auf den (medialen) Alltag übertragen zu können.

VORBEREITUNG

Wie Sie wissen, sollte man als Lehrkraft immer ein As im Ärmel haben. In diesem Fall wäre dieses As eine Heldenfigur, die Sie selbst wählen und auf die Sie immer zurückgreifen können, um anschaulich den Unterricht voranzubringen und Gedankengänge anzustoßen.

Ich möchte hier keine Figuren vorgeben, denn die Figur, die Sie wählen, sollte eine sein, für die Sie selbst Begeisterung hegen oder die Sie aus Ihrer eigenen medialen Sozialisation heraus kennen. Nichts überträgt sich leichter auf die Schülerinnen und Schüler als die eigene Freude an einer Sache.In der Vorbereitung sollten Sie auch berücksichtigen, dass Sie alle Fragen, die Sie der Klasse stellen, auch selbst bezüglich Ihrer Figur beantworten können und möchten.

Darüber hinaus bereiten Sie für Ihre Wahl eine ausführliche Präsentation vor, auf die Sie beispielhaft immer ausweichen können, um das Verständnis der Kinder und Jugendlichen, wie man sich mit einer solchen Figur auseinandersetzen kann, anschaulich zu schärfen. Empfehlenswert ist dabei, verschiedene Punkte der Figurenentwicklung zu präsentieren und insbesondere beschreiben zu können, was Sie persönlich an dieser Entwicklung fasziniert hat.

Ich habe in meinem eigenen Unterricht auf die Figur „Bastian Balthasar Bux“ aus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ zurückgegriffen. Ich fand es äußerst interessant, dass Bastian in der Geschichte zwei Entwicklungen durchmacht: Einmal, indem er mit der Reise nach Phantásien zu dem Helden wird, den er sich vorstellt: mutig, furchtlos, von allen respektiert … Mit dem Erwerb dieser Merkmale vergisst er allerdings nach und nach, was ihn als Kind, als Menschen in seiner Welt ausmachte. Durch die freundschaftliche Bindung zu Atréju und dass dieser ihn nicht aufgibt (dadurch ist Atréju ein Held) erkennt er schließlich, worauf es im Leben ankommt: zu lieben und diese Liebe weiterzugeben, um beide Welten zu heilen. Dies ist die zweite Entwicklung.

EINLEITUNG

Idealerweise leiten Sie das Thema mit einer kleinen Auswahl an „typischen“ Heldenfiguren ein. Es reicht z.B. vollkommen aus, Bilder von Batman, Superman, Iron Man, Captain Marvel und dergleichen aufs Smartboard zu werfen und sich von der Klasse erklären zu lassen, wer die gezeigten Charaktere eigentlich sind und was sie ausmacht. Sie kennen Ihre Schülerinnen und Schüler am Besten. Passen Sie die Auswahl daher an die Klasse an und weben auch ein paar Figuren aus anderen Medien wie Computerspiel oder Büchern ein.
Bleiben Sie in diesem Abschnitt passiv, hören zu, stellen Sie Fragen und schreiben die Charaktereigenschaften, die Ihnen genannt werden, mit. Lenken Sie dabei das Augenmerk noch nicht dorthin, wo die Reise hingehen soll. Bewahren Sie Ihre Notizen für die spätere Diskussion über die Heldendefinition auf.

Geben Sie der Klasse das Arbeitsblatt 1 (Downloadlink oben) mit nach Hause, um eine kleine Heldenvorstellung vorzubereiten. Hier geht es noch nicht darum, dass die Schülerinnen und Schüler bereits Heldenmerkmale beschreiben. An diesem Punkt reicht es vollkommen aus, dass sie frei heraus mitteilen können, warum sie die gewählte Figur mögen. Wichtig: In diesem Fall muss es sich um eine fiktive Heldenfigur handeln.

Lassen Sie die Klasse ihre Figuren (und, wenn es sich anbietet, auch multimedial) vorstellen.

Je nach Größe der Klasse / Arbeitsgruppe kann es schnell zu viel und ermüdend werden, wenn alle einzeln ihre Figuren vorstellen, zumal dieser Abschnitt nur den Einstieg in das Thema ermöglichen soll. Sie können alternativ die Bögen selbst auswerten, in Medien- oder Charakterkategorien bündeln, dann vorbereitet präsentieren und die Beschreibungsrunde moderieren. 

Vergessen Sie dabei nicht, Ihre eigene Heldenfigur mit ins Boot zu werfen. Merken Sie sich in diesem Abschnitt Figuren vor, bei denen es sich lohnt, nach der Vorstellung einen intensiveren Blick auf sie (auch z.B. anhand von Ausschnitten) zu werfen.

DIE EIGENSCHAFTEN DER HELDEN UND HELDINNEN

Dies wäre nun ein guter Zeitpunkt, wenn Sie der Klasse ausführlicher Ihre Heldin / Ihren Helden vorstellen würden. Gehen Sie dabei ins Detail, um damit den Schülerinnen und Schülern eine Orientierung für die nächste Aufgabe zu geben. Stellen Sie bereits Fragen, ob gewisse Handlungen ihrer Figur und Merkmale Ähnlichkeiten mit den gewählten Figuren der Klasse aufweisen.

Händigen Sie ihnen nun das Arbeitsblatt 2 aus, welches anschließend in eigenständiger Arbeit ausgefüllt werden soll. Wichtig dabei ist, dass dieses nicht stichpunktartig und auf die Schnelle bearbeitet wird, sondern dass sich die Schülerschaft mit dem Werdegang ihrer gewählten Figuren genau auseinandersetzen und ihre Eigenschaften notieren, die sie im besten Fall auch an eine Handlung ihrer Helden und Heldinnen knüpfen können – und genau dafür ist ihr Vortrag als Vorbild gedacht.

Moderieren Sie die anschließende Diskussion über die verschiedenen Eigenschaften der Figuren. Sammeln Sie dabei am Smartboard die Schnittmengen sowie Pro und Contra, was eine Figur der Ansicht der Schülerschaft nach zu einem Helden machen könnte und was nicht. Geben Sie der Klasse einen Ausdruck dieser Liste mit.

DER SPRUNG IN DIE REALITÄT

Im nächsten Arbeitsblatt 3 geht es darum, dass die Schülerinnen und Schüler nur real existierende Personen aus ihrem direkten Umfeld finden und beschreiben sollen. Insbesondere bei der Begründung sollen Sie sich ihre Antwort gut überlegen und ausführlich darlegen.

Dieser Schritt ist besonders wichtig, weil der Heldenbegriff nun aus der Fiktion Einzug in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen findet.

Lassen Sie die Klasse ihre realen Figuren vorstellen. (Freiwillig, nach Meldung. Falls sich zu wenige oder auch niemand melden sollte, springen Sie mit der Vorstellung einer Person aus ihrem eigenen Umfeld ein. Seien Sie ehrlich, denn nur so gewinnen Kinder auch das Vertrauen, sich selbst einzubringen. Als Lehrkraft begehen Sie hier einen Balanceakt, denn es heißt, einerseits die nötige Distanz zu wahren und sich andererseits privat zu öffnen. Im Endeffekt entscheiden Sie darüber, wie weit Sie ihrer Klasse einen Einblick in ihr Leben gewähren. Seien Sie sich aber bewusst, dass Sie hier von ihren Schülerinnen und Schülern eine Offenheit erwarten, die ein Vertrauensverhältnis voraussetzt.

Aus meiner Erfahrung finden sich bei der Vorstellung der realen Figuren sehr viel weniger Begriffe wie „Mut“ und „Stärke“, die in der fiktiven Welt (scheinbar) auf der Hand liegen. Da es sich um echte Menschen handelt, werden die Eigenschaften, die sie zu Heldinnen und Helden machen, nun auch an der Wirklichkeit und an wirklichen Handlungen gemessen. So tauchen hier der Erwartung nach vermehrt Begriffe auf wie: Freundlichkeit, Hilfe, Trost usw.

Wichtig: Gehen Sie hier mit viel Feingefühl vor. Dies ist einerseits der spannendste, weil menschlichste Abschnitt dieses Unterrichts, andererseits auch derjenige, in dem es darum geht, besonders vertrauensvoll, respektvoll und einfühlsam miteinander reden zu können, da die Schülerinnen und Schüler hier teilweise sehr berührende Aspekte ihres Lebens preisgeben. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Sie denen in der Klasse, die weniger einfühlsam, weniger respektvoll mit anderen umgehen, deutlich machen, dass eine Herabwürdigung, gar ein Auslachen der Vortragenden nicht geduldet wird. Betonen Sie, wieviel Mut es braucht, um offen über Privates zu reden. Wieviel Respekt sich jene Kinder dadurch verdienen. Benutzen sie hierfür das geläufige Vokabular der Störenfriede (Stärke, Mut, Respekt, Ehre etc), um sie zu einem Miteinander zu bewegen. Sie merken an dieser Stelle, wie eng verbunden das Verhalten solcher Schülerinnen und Schüler mit der Wahrnehmung ihrer (medialen) Umwelt ist. Daher sind es gerade diese „groben“ Kinder und Jugendlichen, für die diese Auseinandersetzung mit dem Heldenbegriff ausserordentlich wichtig ist und hoffentlich fruchtbar sein wird.

DAS FINDEN EINER DEFINITION

Nun kommen in der letzten Phase des Projektes die beiden Arbeitsblätter 4 und 5 zum Einsatz.

Je nach Klassengröße können Sie entscheiden, ob Arbeitsbogen 4 in Eigen- oder eher in Gruppenarbeit ausgefüllt werden soll. Die Gruppenarbeit ist hier aber insbesondere deshalb attraktiv, weil sie den Austausch von Argumenten und die Einigung auf Definitionen in einer kleinen Runde trainiert, bevor es bei Arbeitsblatt 5 um den Austausch von Argumenten im Klassenverband geht. Wie immer: Sie kennen Ihre Schützlinge am Besten.

Nachdem die Klasse das Blatt 4 fertig bearbeitet hat und alle „für sich“ vorerst eine Definition des Heldenbegriffes gefunden haben, eröffnen Sie die Diskussion, um eine Handvoll von Beschreibungen zu finden, auf die sich schließlich alle einigen können.

Greifen Sie hierfür auf Ihre früheren Notizen zurück und erinnern den Klassenverband an Sätze, die zu Beginn des Projektes gefallen sind. Forcieren Sie insbesondere den Schlagabtausch im Hinblick auf die erwähnten klischeebesetzten Eigenschaften (Mut, Stärke, Kämpfen können etc)

Schließen Sie nicht komplett aus, dass diese Eigenschaften am Ende auch Einzug in die Definitionen der Klasse erhalten, sofern sie sich gemeinsam oder in der Mehrheit darauf einigen. Sie haben dann immer noch die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern Grund zur Reflexion zu geben, indem man diese Begriffe nicht alleine stehen lässt, sondern beschreibt, in welchen Fällen z.B. Mut von Nöten sein kann.

In meinem eigenen Projekt hat sich die Klasse nach einer intensiven Diskussion auf diese acht Punkte einigen können:

EIN HELD / EINE HELDIN …

… schafft es, seine / ihre Ängste zu überwinden.

… hat Vertrauen in sich selbst.

… hilft anderen Leuten oder tut etwas Besonderes.

… kann eine besondere Fähigkeit haben, muss aber nicht.

… muss selber entscheiden, was richtig oder falsch ist zu tun

… kann nicht selbst entscheiden, ob er/sie ein Held ist.

… kann auch ein unerkannter Held sein.

… folgt keinen Aufrufen zu Heldentaten.

Eine Schülerin hat das Ergebnis der Arbeitsgruppe bebildert:

"Helden" Projektergebnis
„Helden“ Projektergebnis

ABSCHLUSS

Die Liste Ihrer Klasse wird sicherlich anders ausfallen als diese. Ich möchte aber anmerken, dass mir insbesondere der letzte Punkt ans Herz gewachsen ist:

… folgt keinen Aufrufen zu Heldentaten.

Ich habe die Findung dieser Aussage nicht vorab geplant. Sie ist aus der Diskussion heraus entstanden, in der die Schülerinnen und Schüler entsprechende Fragen stellten über Themen wie „Rebellion“, „Freiheitskämpfer“ und sogar „Selbstmordanschläge“, mit denen der Heldenbegriff in bizarr verzerrter Art und Weise ebenfalls verknüpft ist. Ich habe die Diskussion ab dem Punkt lediglich in die gewünschte Richtung moderiert.

Hieran kann man nur allzu deutlich erkennen, wie eine gefestigte, reflektierende Sicht auf eine scheinbar unwichtige, popkultulturelle Begrifflichkeit die Handlungsweisen im echten Leben beeinflussen kann. Dabei geht es natürlich nicht gleich um die Frage, ob man für eine „größere Sache“ sein Leben opferte, sondern ganz direkt darum, dass Kinder und Jugendliche erkennen in welcher Situation sie sich befinden würden, wenn andere Menschen etwas von ihnen verlangen, um sich „zu beweisen“ (Diebstahl, Schlägerei, Rauchen, Alkohol etc)

Heldentaten können eben nicht verlangt werden.

Abschließend möchte ich erwähnen, dass die Liste, die die Klasse als Ergebnis mitnehmen wird, nicht als fertig anzusehen ist. Machen Sie sich diesbezüglich keinen (moralischen) Druck. Kommunizieren Sie einfach, dass die Ergebnisse in einer anderen Zusammensetzung der Klasse vielleicht auch anders ausgefallen wäre und dass Ihre Schülerinnen und Schüler mehr Erkenntnisse im Leben erlangen werden, je älter sie werden und je mehr Geschichten sie hören, sehen oder lesen.

Und – das dürfen Sie gern für sich behalten – Sie werden Ihren Schützlingen durch diesen Unterricht höchstwahrscheinlich mehr Auseinandersetzung mit dem Thema geboten haben als die meisten von ihnen zu Hause erfahren dürften.